| Nr. | Datum der Silencing | Institution | Verstummte Person / Organisation | |||||||||
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| 13.10.2023 | Maxim Gorki Theater | Maryam Abu Khaled & Karim Daoud | ||||||||||
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Summary:
Maxim Gorki Theater verschiebt „The Situation", ein mehrsprachiges Stück der israelisch-österreichischen Autorin Yael Ronen, auf unbestimmte ZeitAm 13. Oktober 2023 sagte das Berliner Gorki Theater die für den 23. Oktober geplante Aufführung von „The Situation” der israelisch-österreichischen Autorin Yael Ronen ab. Das 2015 uraufgeführte, mehrsprachige Stück erzählt die Geschichte von Menschen aus Syrien, Palästina und Israel, die sich in einer Deutschklasse in Berlin-Neukölln begegnen. Das Stück war für seine provokante und humorvolle Darstellung unterschiedlicher Haltungen zum Nahostkonflikt bekannt – darunter auch solche, die dem Staat Israel und dem Zionismus kritisch gegenüberstehen. Alle Rollen wurden von Schauspieler:innen aus Syrien, Palästina und Israel gespielt. Das Gorki Theater kündigte die Verschiebung der Aufführung auf seiner Website und in den sozialen Medien an: „Zur »Situation« gehört heute der Krieg. Wir erkennen unsere Ohnmacht. Wir sind betroffen. In einem Krieg gibt es aber auch Getroffene. Das müssen wir uns klar machen. Dafür müssen wir Haltungen und Sprachen finden.“ Die Position des Theaters ist hierbei deutlich: „Der Krieg ist ein großer Vereinfacher. Der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel stellt uns auf die Seite Israels. [...] Die nun erfolgende Antwort Israels trifft alle Palästinenser:innen und wird sie noch weiter in die Arme der Hamas treiben. Israel aber muss sich wehren. Der Krieg verlangt nach der einfachen Einteilung in Freund und Feind. Er wird die Probleme nicht lösen. Er lebt von der Eskalation. [..] Theater lebt von der Vielstimmigkeit. Von der Auseinandersetzung, vom Streit. Mit den großen Vereinfachern aber kann es wenig anfangen.“ Zwei Tage nach Veröffentlichung dieses Statements wurde ein Regievermerk von Yael Ronen hinzugefügt: „Das Stück The Situation zeigt, wer wir vor fast 9 Jahren waren, als es geschrieben wurde, und wie sich die Realität damals für mich dargestellt hat. Seit Samstag ist diese Realität in ihren Grundfesten erschüttert worden.” Ronen drückte in ihrer Mitteilung außerdem ihre Trauer und ihr Entsetzen aus. Die Stimmen der beiden palästinensischen Schauspieler:innen, Maryam Abu Khaled und Karim Daoud, wurden vom Theater nicht veröffentlicht. Beide äußerten sich einige Tage nach der Absage auf ihren Social-Media-Plattformen und brachten darin ihre Wut und Enttäuschung zum Ausdruck. Abu Khaled teilte ihre persönlichen Erfahrungen als palästinensische Überlebende von Kriegen und Traumata und kritisierte die Stellungnahme des Theaters, da sie nichts bewirke und „Schmerz, Drama und ein starkes Gefühl der Ungerechtigkeit“ schaffe. Sie betonte, dass das Stück vor Jahren als Reaktion auf die anhaltende Besatzung und Gewalt in Palästina entstanden sei und drückte ihre Weigerung aus, die Ignoranz des Gorki Theaters gegenüber dem Leiden der Palästinenser:innen zu akzeptieren. Karim Daoud erwiderte Abu Khaleds Aussage und prangerte an, dass sich das Theater stolz auf die Seite der Besatzung stelle. Er betonte die realen Auswirkungen des andauernden Konflikts und erklärte: „Ich werde daran erinnert, dass dies kein Theaterstück oder eine Performance ist, sondern eine Realität, unsere Realität!“
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