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Nr. Datum der Silencing Institution Verstummte Person / Organisation
13.11.2023 Museum Folkwang 23-11-13_Anaïs Duplan
Summary:

Museum Folkwang sagt Teil einer Ausstellung über Afrofuturismus wegen pro-palästinensischer Social Media Posts des Kurators Anaïs Duplan ab

Am 13. November 2023 sagte das Essener Museum Folkwang das von Anaïs Duplan kuratierte Kapitel 'Afrofuturismus' ab, welches Teil der am 24. November eröffneten Ausstellung Wir ist Zukunft. Visionen neuer Gemeinschaften war. Grund dafür waren seine pro-palästinensischen Social Media Posts.

Museumsdirektor Peter Gorschlüter informierte Duplan per E-Mail über die Absage und bezeichnete Duplans Posts als "inakzeptabel", da sie den Angriff der Hamas auf Israel nicht anerkannten und die israelische Militäroperation in Gaza als Genozid bezeichneten. Gorschlüter bezog sich außerdem auf einen von Duplan am 10. November geteilten Beitrag, der die Bewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) befürwortete und verwies auf die (umstrittene und rechtlich nicht bindende) BDS-Resolution des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2019.

Das Museum zog daraus die folgenden Schlüsse: „Mit der Veröffentlichung der Statements auf Ihrem Instagram-Kanal haben Sie uns in die Situation gebracht, dass das Museum als Unterstützer antisemitischer Tendenzen und Stimmen, die das Existenzrecht des Staates Israel in Frage stellen, angesehen werden könnte. Dies steht im Widerspruch zu der besonderen Verantwortung Deutschlands und seinem Bekenntnis zu Israel, die beide grundlegend für uns sind. Deshalb haben wir uns entschieden, unsere Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung zu beenden.“

Gorschlüter bekräftigte am Ende der E-Mail die Wichtigkeit des Afrofuturismus für die Gesamtausstellung und äußerte den Wunsch des Museums, mehrere einzelne Kunstwerke aus der abgesagten Sektion in einer anderen Sektion über zeitgenössische Kunst zu zeigen. Die meisten Künstler:innen lehnten dies ab und forderten das Museum auf, ihre Werke zurückzugeben.

Duplan und seine Studiomitglieder Zoë Butler und Folaṣade Adesanya hatten über ein Jahr lang an dem kuratorischen Konzept gearbeitet, und zum Zeitpunkt der Absage war Adesanya bereits für die Installation der Ausstellung nach Essen gereist. In einem Interview mit Hyperallergic erläutert Butler: „Als Team ist unsere Position zur Befreiung Palästinas auch mit unserer Beziehung zu Afrofuturismus verbunden.“ Duplan fügt hinzu: „Wir arbeiten alle an einem Projekt namens Center for Afrofuturist Studies, und wir haben tatsächlich Gäste wegen antisemitischer Äußerungen ausgeladen. [...] Ich halte das Fehlen von Gesprächen und das Fehlen jeglicher Bemühungen, einen Dialog über Antisemitismus, Israel und Palästina zu führen, für sehr repressiv.“

Place of Silencing: Essen
Type of Institution: Arts & Culture
Institution: Museum Folkwang
Identity of Silenced Person: BIPoC
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